Das EKZ in der Gartenstraße verfolgt keine nachhaltige* Strategie.
Dies betrifft einerseits die Lebenserwartung des Projekts und andererseits die zentralen Faktoren der Nachhaltigkeit (sozial, umweltbezogen, wirtschaftlich)
Einkaufscenter sind Projekte mit einem definierten Lebenszyklus, die sich nicht wie gewachsene Strukturen aus sich selbst heraus erneuern. Nach dem Ablauf der „Lebensdauer“ (Ablaufdatum!) steht das Projekt möglicherweise vor dem Aus. Die Nachnutzung der Infrastruktur/Fläche ist ungeklärt.
Das Einkaufscenter stellt durch seine im Vergleich zu den bestehenden Strukturen gigantische Dimension alleine aufgrund der Größe des Baukörpers, aber auch wegen der Nutzungscharakteristik einen massiven Verlust an Lebensqualität für alle Anrainer dar. Auf besondere Bedürfnisse der einheimischen Bevölkerung und auf lokale Gegebenheiten wird weder baulich noch irgendwie sonst gesondert eingegangen, bestehende Strukturen des sozialen Lebens in Zwettl werden gestört, möglicherweise sogar zerstört.
Weder das Gebäude, noch die Nutzung sind ökologisch optimiert. Einzelmaßnahmen wie die Errichtung einer Fußgängerbrücke in die Schulgasse sind nicht dazu geeignet wesentliche Impuls für die Belebung der Innenstadt zu setzen.
Durch die betriebsorganisatorisch optimierten Abläufe bei den Mietern wird es mittelfristig möglicherweise sogar zum Verlust von Arbeitsplätzen in der Stadt Zwettl beziehungsweise in der umliegenden Region kommen. Durch jeden im Einkaufszentrum geschaffenen Arbeitsplatz könnten, überprüften Benchmarkzahlen zufolge, bis zu zweienhalb Arbeitsplätze außerhalb des Zentrums verlorengehen. Die im Einkaufszentrum entstehenden Arbeitsplätze sind nicht geeignet hochqualifizierte Arbeitnehmer in der Region zu binden.
Bestehende betriebliche Strukturen werden beeinträchtigt, die regionale Wertschöpfung wird möglicherweise sogar sinken, weil Produkte von großen Handelsketten nicht oder nur sehr selten in der Region zugekauft werden und weil die Gewinne der Betriebe nicht in der Region reinvestiert werden (Keine geschlossene Wertschöpfungskette). Es gibt entgegen der Beteuerungen lokaler Politiker wenige schlüssige Argumente, dass die Kaufkraft in der Region steigen könnte. Es wird aller Voraussicht nach nur zu einer regionalen Umverteilung der Geld- und Warenströme kommen, die zu keiner Steigerung des Wohlstandes führen. Auf regionaler Ebene betrachtet entsteht ein volkswirtschaftliches Nullsummenspiel.
Es liegt keine Analyse der Folgen der Errichtung für besonders sensible Bevölkerungsgruppen vor (z.B. Freizeitverhalten von Jugendlichen).
Die Errichtung des Einkaufszentrums wird durch den steigenden Konkurrenzdruck für bestehende Betriebe aller Voraussicht nach zu einer Verschlechterung der Nahversorgung in der angrenzenden Region führen.
In Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheiten sind vor allem risikoreiche Großprojekte vom Scheitern bedroht. In vielen Fällen bleibt der Gemeinde dann nichts anderes übrig, als eine Investitionsruine zu übernehmen und zu „verwerten“. Dies geschieht in aller Regel in Form einer suboptimalen (weil dem ursprünglichen Zweck bzw. der ursprünglichen Ausrichtung nicht entsprechenden) Nachnutzung, die oft mit weiteren öffentlich finanzierten Investitionen (Infrastruktur, Anschubmarketing etc.) verbunden ist.
Das Projekt ist nicht aus der Region oder den Bedürfnissen der Region gewachsen, sondern wird ihr von außen aufgesetzt. Es hat aufgrund der fehlenden Regionalentwicklungsstrategie keine strategische Basis und verzichtet auf die Einbindung wesentlicher Stakeholder, die Projekte dieser Größenordnung mitgestalten und mittragen sollten.
Das Projekt ist ein „me too“ Projekt, das an jedem anderen vergleichbaren Standort in Österreich/Europa/ der Welt positioniert werden könnte und dort vielerorts (mit den oben skizzierten Folgeerscheinungen) bereits umgesetzt wurde.
* "Nachhaltigkeit" betrachten wir hier im Sinne des Fachbegriffes. Bei der Beurteilung der Nachhaltigkeit von Projekten oder auch Entwicklungen werden relevante soziale, ökonomische und umweltbezogene (ökologische) Aspekte betrachtet.Mehr zum Begriff Nachhaltigkeit finden Sie hier.